Mit dem Alter steigt das Vermögen
Rund 13 Billionen Euro hatten die Deutschen laut Europäischer Zentralbank 2021 auf der hohen Kante (Nettovermögen) – etwas mehr als das Dreifache der jährlichen Wirtschaftsleistung. Ein wesentlicher Teil davon besteht aus Immobilien. Hinzu kommen Aktien, Autos, Kunstwerke und natürlich Geld, das auf Konten und unter Kopfkissen schlummert. Ein deutscher Haushalt verfügte 2023 nach Abzug der Schulden im Durchschnitt über 316.500 Euro – Möbel und anderer Hausrat sind darin noch nicht enthalten.
Dieser Durchschnittswert sagt aber wenig über die tatsächlichen Verhältnisse aus. Statistiker betrachten deshalb neben dem Durchschnitt noch den Median. Reiht man alle Haushalte nach ihren Vermögenswerten auf, ist damit genau der mittlere Haushalt gemeint: Die eine Hälfte der Haushalte ist ärmer, die andere reicher. Der Vermögensmedian beträgt in Deutschland rund 106.600 Euro und damit rund ein Drittel des Durchschnitts. Der große Unterschied zeigt, dass die Vermögen in Deutschland ziemlich ungleich verteilt sind. Wenige Besitzer großer Vermögen ziehen den Durchschnitt nach oben, ohne dass sich in der Mitte etwas tut. Richtig ist aber auch: Seit 2010/11 ist der Median um 100 Prozent gestiegen, der Durchschnitt aber "nur" um 62 Prozent. Ein Hinweis darauf, dass die Nettovermögensverteilung insgesamt etwas gleichmäßiger geworden ist.
Und dennoch gilt, dass die Vermögen stärker konzentriert sind als die Einkommen, die sich unter anderem aus Löhnen, Renten und Mieteinnahmen zusammensetzen. Während sich das vermögendste Zehntel der Bevölkerung mehr als die Hälfte des volkswirtschaftlichen Vermögens teilt, bezieht das einkommensstärkste Zehntel nur etwas mehr als ein Drittel der gesamten Vermögen.
Kurz vor der Rente ist das Vermögen am größten
Meistens sind die Einkommensstarken auch die Vermögenden, denn Vermögen speist sich in der Regel aus gespartem Einkommen. Das Einkommen wiederum hängt eng mit der Bildung zusammen. Dementsprechend steigt auch das Nettovermögen mit dem Grad des Abschlusses: Unter allen Personen ohne beruflichen Abschluss lag das mittlere Nettovermögen 2021 bei 8.200 Euro. Wer eine Ausbildung absolviert hat, hatte im Median 102.100 Euro gespart. Der mittlere Hochschulabsolvent dagegen hatte 246.300 Euro auf der hohen Kante. Das Medianvermögen von Arbeitslosen ist mit 3.000 Euro deutlich geringer.
Im Osten Deutschlands kommen gleich mehrere Faktoren zusammen: Noch immer verfügen weniger Ostdeutsche über die allgemeine Hochschulreife, wenngleich sich der Anteil seit 1991 mehr als verdoppelt hat. Zudem ist die Arbeitslosigkeit höher, und zu allem Überfluss gibt es im Osten nach 40 Jahren Sozialismus kaum etwas zu erben. Unter dem Strich verfügt der mittlere ostdeutsche Haushalt deshalb nur über rund 43.400 Euro, ein Haushalt im Süden verfügt stattdessen über 184.900 Euro. Aber auch hier gilt: Die Unterschiede sind geringer geworden und der Osten konnte aufholen.
Ob nun auf hohem Niveau wie in Bayern oder auf niedrigem wie in Mecklenburg-Vorpommern: Das Vermögen entwickelt sich im Lebenszyklus meistens nach demselben Muster. Im Laufe des Berufslebens steigen kontinuierlich die Löhne und damit auch der Spielraum, einen Teil davon zur Seite zu legen. Kurz vor der Rente hat das Nettovermögen des deutschen Medianhaushalts mit knapp 230.000 Euro seinen Höhepunkt erreicht. Im Ruhestand schmilzt das Finanzpolster wieder allmählich. Bleibt zum Lebensende noch etwas übrig, freuen sich in der Regel die Hinterbliebenen über ein Erbe.
IW-Kurzbericht zur Stabilität der Nettovermögensverteilung
IW-Kurzbericht zu altersbedingten Vermögensunterschieden